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Facebook-AGB: Neue Abstimmung bis Freitag erfordert nur 300 Millionen Stimmen!

Chinesische Verhältnisse bei Nutzer-Abstimmung in Facebook:

Facebook ruft auf zur Abstimmung, ob man die alten oder neuen AGB wünscht: 30 % aller Facebook-Nutzer (ca. 900 Mio.) müssen gegen die neue Richtlinie stimmen. Die erste Hürde wurde vor weniger Wochen mit Bravour genommen: Statt nötigen 7.000 Leuten erzwangen über 40.000 Leute eine neue Abstimmung über die Facebook-AGB. Ein deutliches Zeichen der Nutzer gegen die dreiste Politik von Facebook und insbesondere das völlige Ignorieren deutscher Gesetze.

Nun gilt es erneut ein Zeichen zu setzen und – auch wenn die von Facebook gesetzte Hürde natürlich nicht erreicht werden kann – deutlich zu machen, was man von der Art und Weise von Facebooks Verhalten hält. Der Witz – neben der absurden Quote – ist, dass man nur zwischen „Pest und Cholera“ abstimmen kann, nämlich zwischen der alten und der neuen Richtlinie. Da die neue Richtlinie aber noch deutlich schlechter ist als die bisherige, empfehle ich jedenfalls den Widerspruch. Anstatt alle Nutzer auf die Abstimmung hinzuweisen, versteckt Facebook zudem die Information so, dass sie nur finden kann wer will.

Der Kommentar von Max Schrems, (Initiative Europe vs Facebook) dazu:

„Bis Sonntag um 18 Uhr haben nur 56.655 von 901 Mio. Nutzern abgestimmt, das sind 0,006288%. Facebook betreibt hier wieder einmal offensichtliche Nutzerverarsche: Erst wird groß die Nutzerbeteiligung versprochen, dann wird zur Sicherheit die Wahlurne versteckt. Frei nach dem Motto: ‚Demokratie nur wenn das Ergebnis sicher stimmt‘. Zuckerberg nahm anscheinend ‚Demokratieunterricht‘ in China.

Pest oder Cholera. In diesem Zusammenhang ist auch interessant, dass nicht etwa über die eingebrachten Änderungsvorschläge abgestimmt werden kann, sondern nur zwischen den alten und den neuen Datenschutzrichtlinien. Das ist wie die Wahl zwischen Pest oder Cholera. Wir empfehlen derzeit trotzdem für die alten Bedingungen zu stimmen, da die neuen noch weniger Rechte für die Nutzer bringen. Bisher sind ca. 74% der Nutzer für die bestehenden Bedingungen.“

Fazit: Man sollte stets sehr zurückhaltend mit seinen Daten gegenüber Facebook umgehend und möglichst wenig freigeben. Zudem sollten alle einem selbst zustehenden Möglichkeiten genutzt werden um gegenüber Facebook zum Ausdruck zu bringen, dass man viel Wert auf den Schutz der persönlichen Daten legt. Dazu gehört auch der Widerspruch gegen die neue Richtlinie (nur noch bis zum 10. Juni, 18h möglich).

Weiterführende Links:

Anmerkung, 10. Juni: Die Abstimmung ist nun beendet und fast wäre das Quorum sogar erreicht worden – es fehlten nur 29,95 % der Stimmen. Facebook, hat durch seine Verschleierungstatik also sein Ziel erreicht. Aber immerhin haben mehrere hunderttausend Nutzer gegen die Neue richtlinie gestimmt, was für sich schon ein starkes Signal ist. Es bleibt zu hoffen, dass die Behörden offensiver gegen Facebook vorgehen. Unverständlich ist daher das Vorgehen der Hamburger Datenschutzbehörde, die das Ergebnis der irischen Datenschutzbehörde abwarten möchte (welches wohl nie kommen wird).

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